Interview der Hamburger Morgenpost am 07. Oktober 2017       mit Sylvia Wehde und Maik Findeisen

Schüler mit Förderbedarf Warum klappt's in Hamburg nicht mit der Inklusion? – Quelle: http://www.mopo.de/28544132 ©2017

 

Schüler mit Förderbedarf Warum klappt's in Hamburg nicht mit der Inklusion?

 

 

 

 

Alle Kinder lernen zusammen – diesem Ziel der Inklusion nähert sich Hamburg schnell: Mittlerweile gehen fast 70 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht mehr auf Sonderschulen. Doch die Schulen werden nicht allen Kindern gerecht. Seit September verhandelt die Volksinitiative „Gute Inklusion“ mit  SPD und Grünen  um eine bessere Ausstattung mit Lehrern und Räumen.  Die MOPO sprach mit Sylvia Wehde und Maik Findeisen, zwei Vertretern der Initiative.

 

Frau Wehde, Sie haben drei Kinder. Eins davon ist lernverzögert. Sie haben Ihr Kind  einmal aus der Schule genommen, weil es  gemobbt wurde. Woran lag das?
Sylvia Wehde: Mein Sohn gehörte zum ersten Jahrgang Kinder, die im Zuge der Inklusion an die Schule nebenan gehen durften statt auf eine Förderschule. Aber die Schule und die Eltern waren damals   nicht bereit, auf ihn einzugehen. Er wurde als Problemkind abgestempelt und geärgert, weil er sehr ruhig war, nicht mithalten konnte.

 

Herr Findeisen, verliert die Inklusion an Unterstützung,  weil Inklusionskinder den Unterricht aus Sicht von Eltern und anderen Kindern stören?

 

Maik Findeisen: Ja. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen  geändert werden. Wir brauchen mehr Personal und eine Barrierefreiheit. Sonst kippt die Stimmung unter den Eltern.

 

Frau Wehde, wird Ihr Sohn jetzt gut gefördert?

 

Wehde: Ja. Er ist jetzt in der 8. Klasse einer Stadtteilschule und hat dort sehr engagierte Klassenlehrer, die ihn fördern und fordern. Deshalb kann er jetzt auch Leistung bringen. Aber wir fördern ihn zusätzlich durch Nachhilfe-Unterricht. Das kann die Schule  nicht alles leisten.

 

Herr Findeisen, die Initiative fordert, dass sich im Unterricht zwei Lehrer gemeinsam um die Schüler kümmern. Was würde das verändern?

 

Findeisen: Diese doppelte Besetzung bezieht therapeutische Hilfe durch Sonderpädagogen und Erzieher mit ein. Der Unterricht kann dann allen Kindern gerecht werden. Das funktioniert nicht, wenn eine Lehrkraft allein  ist.  Und diese Fachkräfte können viel professioneller auf  individuelle Beeinträchtigungen eingehen.

 

Wenn die Inklusion den Kindern so wenig gerecht wird, hätte man dann  doch lieber bei den Förderschulen bleiben sollen?

 

Wehde: Nein, auf keinen Fall. Die Förderschulen sind  eine Sonderwelt. Die Kinder leben aber später auch nicht in einer Sonderwelt. Ich kann Eltern verstehen, die sich jetzt entschieden haben, ihre Kinder zurück auf Sonderschulen zu geben. Weil sie diesen Schutzraum für ihre Kinder wollen. Aber dort wird zu wenig gefordert. Viele Kinder machen keinen Abschluss.

 

Ab wie vielen Förderkindern pro Klasse fordern Sie eine Doppelbesetzung im Unterricht?

 

Findeisen: Sobald in einer Klasse drei Kinder mit Förderbedarf sind. So war es zur Zeit der Integrations-Klassen. 

 

Vor sieben Jahren etwa lag die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (LSE) laut Schulbehörde bei 6135. Jetzt, wo die Förderschüler auf Regelschulen gehen können, ist die Zahl rasant auf 9433 gestiegen. Wo kommen plötzlich die ganzen Förderschüler her?

 

Findeisen: Es gibt mehr auffällige Kinder, weil sich die Zeiten geändert haben. Die Schulen und Elternhäuser sind außerdem sensibler geworden. Die Kinderärzte legen mehr Augenmerk darauf, die Eltern haben auch ein größeres Gesundheits-Bewusstsein. Diese Förderkinder werden heue verstärkt identifiziert. Außerdem haben wir alleinerziehende Eltern oder Doppelverdiener. Sie können sich nicht mehr so viel Zeit nehmen für die Kinder. Sie konnten früher noch mehr auf ihre Kinder eingehen.

 

 

 

Sind Lehrer überfordert, Frau Wehde?

 

Oder sind die Lehrer überfordert? Sorgt das dafür, dass „normale“ Kinder zu Problemkindern gestempelt werden?

 

Wehde: Schwer zu sagen. Ich glaube, früher gab es schon eine andere Bereitschaft, alle Kinder im Unterricht mitzunehmen.   Zappelphilipp-Kinder, die nicht so gut lernen konnten, gab es auch schon zu meiner Zeit. Die wurden von Mitschülern und Lehrern unterstützt. Es war unbürokratischer, aber es hat funktioniert.

 

Wieso heute nicht?

 

Wehde: Das war eine andere Zeit, das funktioniert heute nicht mehr. Die Eltern pushen ihre Kinder in der Leistungsgesellschaft immer mehr. Glauben, dass ihr Kind aufgehalten wird von anderen Kindern. Das ist ein gesellschaftliches Problem.

 

Jetzt haben wir vor allem über LSE-Kinder gesprochen. Sie haben auch Forderungen für körperbehinderte Kinder. Etwa die Barrierefreiheit für Schulen. Wie viele Schulgebäude sind denn bisher nicht barrierefrei?

 

Findeisen: Da sprechen Sie einen wunden Punkt an. Wir haben für die Verhandlungen mit der Stadt eine Bestandsaufnahme angefordert. Doch uns konnte nicht gesagt werden, welche Schulgebäude in welchem Stadtteil schon barrierefrei sind und welche nicht.

 

Der größte Knackpunkt ist dann am Ende ja sicherlich das Geld. Von Seiten der Initiative war schon die Rede von 600 zusätzlichen Personalkräften. Wurde in den Verhandlungen bereits über Summen gesprochen?

 

Findeisen: Ja, wir haben über Geld gesprochen. Zum Einstieg. Und später hieß es seitens SPD und Grünen, dass kein Geld da ist. Und wir wissen, dass alles mit dem Finanzsenator abgestimmt wird. Wir wissen allerdings nicht, ob die Regierungs-Vertreter eine bestimmte Summe  in die Verhandlungen mitbekommen haben.

 

Wie verlaufen die Verhandlungen denn bisher?

 

Findeisen: Die Verhandlungen sind konstruktiv aber zäh in der Sache, wir kommen nur langsam voran. Bei der HSH Nordbank wird ein Rettungsschirm aufgespannt und viel Geld lockergemacht, aber bei der Bildung sieht es anders aus.

 

Der Schulsenator betont, dass die Inklusion bereits jetzt zu den teuersten Schulreformen gehört. Pro Jahr gäbe die Stadt hundert Millionen Euro für Personal im Zusammenhang mit der Inklusion aus. Was passiert aus Ihrer Sicht, wenn nicht noch mehr obendrauf kommt?

 

Wehde: Die Akzeptanz der Inklusion wird weiter sinken. Das Image wird immer negativer. Obwohl es als Bereicherung gesehen werden sollte. Wenn Bildungspolitik so vernachlässigt wird und nicht mehr Geld, mehr Engagement und mehr Akzeptanz einfließen, dann wird die Inklusion scheitern. 

 

 

 

 

 

Alle Kinder lernen zusammen – diesem Ziel der Inklusion nähert sich Hamburg schnell: Mittlerweile gehen fast 70 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht mehr auf Sonderschulen. Doch die Schulen werden nicht allen Kindern gerecht. Seit September verhandelt die Volksinitiative „Gute Inklusion“ mit  SPD und Grünen  um eine bessere Ausstattung mit Lehrern und Räumen.  Die MOPO sprach mit Sylvia Wehde und Maik Findeisen, zwei Vertretern der Initiative.

Frau Wehde, Sie haben drei Kinder. Eins davon ist lernverzögert. Sie haben Ihr Kind  einmal aus der Schule genommen, weil es  gemobbt wurde. Woran lag das?
Sylvia Wehde: Mein Sohn gehörte zum ersten Jahrgang Kinder, die im Zuge der Inklusion an die Schule nebenan gehen durften statt auf eine Förderschule. Aber die Schule und die Eltern waren damals   nicht bereit, auf ihn einzugehen. Er wurde als Problemkind abgestempelt und geärgert, weil er sehr ruhig war, nicht mithalten konnte.

Herr Findeisen, verliert die Inklusion an Unterstützung,  weil Inklusionskinder den Unterricht aus Sicht von Eltern und anderen Kindern stören?

Maik Findeisen: Ja. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen  geändert werden. Wir brauchen mehr Personal und eine Barrierefreiheit. Sonst kippt die Stimmung unter den Eltern.

Frau Wehde, wird Ihr Sohn jetzt gut gefördert?

Wehde: Ja. Er ist jetzt in der 8. Klasse einer Stadtteilschule und hat dort sehr engagierte Klassenlehrer, die ihn fördern und fordern. Deshalb kann er jetzt auch Leistung bringen. Aber wir fördern ihn zusätzlich durch Nachhilfe-Unterricht. Das kann die Schule  nicht alles leisten.

Herr Findeisen, die Initiative fordert, dass sich im Unterricht zwei Lehrer gemeinsam um die Schüler kümmern. Was würde das verändern?

Findeisen: Diese doppelte Besetzung bezieht therapeutische Hilfe durch Sonderpädagogen und Erzieher mit ein. Der Unterricht kann dann allen Kindern gerecht werden. Das funktioniert nicht, wenn eine Lehrkraft allein  ist.  Und diese Fachkräfte können viel professioneller auf  individuelle Beeinträchtigungen eingehen.

Wenn die Inklusion den Kindern so wenig gerecht wird, hätte man dann  doch lieber bei den Förderschulen bleiben sollen?

Wehde: Nein, auf keinen Fall. Die Förderschulen sind  eine Sonderwelt. Die Kinder leben aber später auch nicht in einer Sonderwelt. Ich kann Eltern verstehen, die sich jetzt entschieden haben, ihre Kinder zurück auf Sonderschulen zu geben. Weil sie diesen Schutzraum für ihre Kinder wollen. Aber dort wird zu wenig gefordert. Viele Kinder machen keinen Abschluss.

Ab wie vielen Förderkindern pro Klasse fordern Sie eine Doppelbesetzung im Unterricht?

Findeisen: Sobald in einer Klasse drei Kinder mit Förderbedarf sind. So war es zur Zeit der Integrations-Klassen. 

Vor sieben Jahren etwa lag die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (LSE) laut Schulbehörde bei 6135. Jetzt, wo die Förderschüler auf Regelschulen gehen können, ist die Zahl rasant auf 9433 gestiegen. Wo kommen plötzlich die ganzen Förderschüler her?

Findeisen: Es gibt mehr auffällige Kinder, weil sich die Zeiten geändert haben. Die Schulen und Elternhäuser sind außerdem sensibler geworden. Die Kinderärzte legen mehr Augenmerk darauf, die Eltern haben auch ein größeres Gesundheits-Bewusstsein. Diese Förderkinder werden heue verstärkt identifiziert. Außerdem haben wir alleinerziehende Eltern oder Doppelverdiener. Sie können sich nicht mehr so viel Zeit nehmen für die Kinder. Sie konnten früher noch mehr auf ihre Kinder eingehen.

– Quelle: http://www.mopo.de/28544132 ©2017

Alle Kinder lernen zusammen – diesem Ziel der Inklusion nähert sich Hamburg schnell: Mittlerweile gehen fast 70 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht mehr auf Sonderschulen. Doch die Schulen werden nicht allen Kindern gerecht. Seit September verhandelt die Volksinitiative „Gute Inklusion“ mit  SPD und Grünen  um eine bessere Ausstattung mit Lehrern und Räumen.  Die MOPO sprach mit Sylvia Wehde und Maik Findeisen, zwei Vertretern der Initiative.

Frau Wehde, Sie haben drei Kinder. Eins davon ist lernverzögert. Sie haben Ihr Kind  einmal aus der Schule genommen, weil es  gemobbt wurde. Woran lag das?
Sylvia Wehde: Mein Sohn gehörte zum ersten Jahrgang Kinder, die im Zuge der Inklusion an die Schule nebenan gehen durften statt auf eine Förderschule. Aber die Schule und die Eltern waren damals   nicht bereit, auf ihn einzugehen. Er wurde als Problemkind abgestempelt und geärgert, weil er sehr ruhig war, nicht mithalten konnte.

Herr Findeisen, verliert die Inklusion an Unterstützung,  weil Inklusionskinder den Unterricht aus Sicht von Eltern und anderen Kindern stören?

Maik Findeisen: Ja. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen  geändert werden. Wir brauchen mehr Personal und eine Barrierefreiheit. Sonst kippt die Stimmung unter den Eltern.

Frau Wehde, wird Ihr Sohn jetzt gut gefördert?

Wehde: Ja. Er ist jetzt in der 8. Klasse einer Stadtteilschule und hat dort sehr engagierte Klassenlehrer, die ihn fördern und fordern. Deshalb kann er jetzt auch Leistung bringen. Aber wir fördern ihn zusätzlich durch Nachhilfe-Unterricht. Das kann die Schule  nicht alles leisten.

Herr Findeisen, die Initiative fordert, dass sich im Unterricht zwei Lehrer gemeinsam um die Schüler kümmern. Was würde das verändern?

Findeisen: Diese doppelte Besetzung bezieht therapeutische Hilfe durch Sonderpädagogen und Erzieher mit ein. Der Unterricht kann dann allen Kindern gerecht werden. Das funktioniert nicht, wenn eine Lehrkraft allein  ist.  Und diese Fachkräfte können viel professioneller auf  individuelle Beeinträchtigungen eingehen.

Wenn die Inklusion den Kindern so wenig gerecht wird, hätte man dann  doch lieber bei den Förderschulen bleiben sollen?

Wehde: Nein, auf keinen Fall. Die Förderschulen sind  eine Sonderwelt. Die Kinder leben aber später auch nicht in einer Sonderwelt. Ich kann Eltern verstehen, die sich jetzt entschieden haben, ihre Kinder zurück auf Sonderschulen zu geben. Weil sie diesen Schutzraum für ihre Kinder wollen. Aber dort wird zu wenig gefordert. Viele Kinder machen keinen Abschluss.

Ab wie vielen Förderkindern pro Klasse fordern Sie eine Doppelbesetzung im Unterricht?

Findeisen: Sobald in einer Klasse drei Kinder mit Förderbedarf sind. So war es zur Zeit der Integrations-Klassen. 

Vor sieben Jahren etwa lag die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (LSE) laut Schulbehörde bei 6135. Jetzt, wo die Förderschüler auf Regelschulen gehen können, ist die Zahl rasant auf 9433 gestiegen. Wo kommen plötzlich die ganzen Förderschüler her?

Findeisen: Es gibt mehr auffällige Kinder, weil sich die Zeiten geändert haben. Die Schulen und Elternhäuser sind außerdem sensibler geworden. Die Kinderärzte legen mehr Augenmerk darauf, die Eltern haben auch ein größeres Gesundheits-Bewusstsein. Diese Förderkinder werden heue verstärkt identifiziert. Außerdem haben wir alleinerziehende Eltern oder Doppelverdiener. Sie können sich nicht mehr so viel Zeit nehmen für die Kinder. Sie konnten früher noch mehr auf ihre Kinder eingehen.

– Quelle: http://www.mopo.de/28544132 ©2017

Alle Kinder lernen zusammen – diesem Ziel der Inklusion nähert sich Hamburg schnell: Mittlerweile gehen fast 70 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf nicht mehr auf Sonderschulen. Doch die Schulen werden nicht allen Kindern gerecht. Seit September verhandelt die Volksinitiative „Gute Inklusion“ mit  SPD und Grünen  um eine bessere Ausstattung mit Lehrern und Räumen.  Die MOPO sprach mit Sylvia Wehde und Maik Findeisen, zwei Vertretern der Initiative.

Frau Wehde, Sie haben drei Kinder. Eins davon ist lernverzögert. Sie haben Ihr Kind  einmal aus der Schule genommen, weil es  gemobbt wurde. Woran lag das?
Sylvia Wehde: Mein Sohn gehörte zum ersten Jahrgang Kinder, die im Zuge der Inklusion an die Schule nebenan gehen durften statt auf eine Förderschule. Aber die Schule und die Eltern waren damals   nicht bereit, auf ihn einzugehen. Er wurde als Problemkind abgestempelt und geärgert, weil er sehr ruhig war, nicht mithalten konnte.

Herr Findeisen, verliert die Inklusion an Unterstützung,  weil Inklusionskinder den Unterricht aus Sicht von Eltern und anderen Kindern stören?

Maik Findeisen: Ja. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen  geändert werden. Wir brauchen mehr Personal und eine Barrierefreiheit. Sonst kippt die Stimmung unter den Eltern.

Frau Wehde, wird Ihr Sohn jetzt gut gefördert?

Wehde: Ja. Er ist jetzt in der 8. Klasse einer Stadtteilschule und hat dort sehr engagierte Klassenlehrer, die ihn fördern und fordern. Deshalb kann er jetzt auch Leistung bringen. Aber wir fördern ihn zusätzlich durch Nachhilfe-Unterricht. Das kann die Schule  nicht alles leisten.

Herr Findeisen, die Initiative fordert, dass sich im Unterricht zwei Lehrer gemeinsam um die Schüler kümmern. Was würde das verändern?

Findeisen: Diese doppelte Besetzung bezieht therapeutische Hilfe durch Sonderpädagogen und Erzieher mit ein. Der Unterricht kann dann allen Kindern gerecht werden. Das funktioniert nicht, wenn eine Lehrkraft allein  ist.  Und diese Fachkräfte können viel professioneller auf  individuelle Beeinträchtigungen eingehen.

Wenn die Inklusion den Kindern so wenig gerecht wird, hätte man dann  doch lieber bei den Förderschulen bleiben sollen?

Wehde: Nein, auf keinen Fall. Die Förderschulen sind  eine Sonderwelt. Die Kinder leben aber später auch nicht in einer Sonderwelt. Ich kann Eltern verstehen, die sich jetzt entschieden haben, ihre Kinder zurück auf Sonderschulen zu geben. Weil sie diesen Schutzraum für ihre Kinder wollen. Aber dort wird zu wenig gefordert. Viele Kinder machen keinen Abschluss.

Ab wie vielen Förderkindern pro Klasse fordern Sie eine Doppelbesetzung im Unterricht?

Findeisen: Sobald in einer Klasse drei Kinder mit Förderbedarf sind. So war es zur Zeit der Integrations-Klassen. 

Vor sieben Jahren etwa lag die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf (LSE) laut Schulbehörde bei 6135. Jetzt, wo die Förderschüler auf Regelschulen gehen können, ist die Zahl rasant auf 9433 gestiegen. Wo kommen plötzlich die ganzen Förderschüler her?

Findeisen: Es gibt mehr auffällige Kinder, weil sich die Zeiten geändert haben. Die Schulen und Elternhäuser sind außerdem sensibler geworden. Die Kinderärzte legen mehr Augenmerk darauf, die Eltern haben auch ein größeres Gesundheits-Bewusstsein. Diese Förderkinder werden heue verstärkt identifiziert. Außerdem haben wir alleinerziehende Eltern oder Doppelverdiener. Sie können sich nicht mehr so viel Zeit nehmen für die Kinder. Sie konnten früher noch mehr auf ihre Kinder eingehen.

– Quelle: http://www.mopo.de/28544132 ©2017